Steigende Kosten verderben die Lust am Bauen

16.12.2022
Der zunehmende Frust bauwilliger Mitmenschen lässt sich inzwischen auch an Zahlen darstellen. Die jüngste statistische Bilanz des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden betrifft den Oktober 2022 und scheint typisch für die allgemeine Stimmung im Baugewerbe. So seien in diesem Monat 14,2 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt worden als im Oktober 2021, in Zahlen ausgedrückt: Wurden im Oktober noch 29 597 Wohnungen genehmigt, waren es ein Jahr später 4 198 Genehmigungen weniger, also 25 399 Wohnungen. Was sich hier wie Weltuntergangsstimmungen anhört, relativiert sich zumindest ansatzweise beim Vergleich der ersten zehn Monate der beiden letzten Jahre. Denn während von Januar bis Oktober 2021 312 017 Wohnungen genehmigt wurden, waren im Vergleichszeitraum 2022 4,7 Prozent weniger, also 297 453 Wohnungsgenehmigungen.

Keine Aussagekraft haben diese Zahlen hingegen auf die Fertigstellungen, was aber schon deshalb von Bedeutung ist, weil sich daran die ehrgeizigen Pläne der Ampelkoalition messen ließen. Würden also alle in den ersten 10 Monates des Jahres 2022 genehmigten Wohnungen realisiert, würde das Traumziel von 400 000 Wohnungen im Jahr „krachend verfehlt“, wie es einige Kommentatoren treffend formulieren. Erschwerend kommt hinzu, dass heute viel mehr Genehmigungen in der Schublade verschwinden oder auf „Wiedervorlage“ kommen. Denn nicht nur das Ifo-Institut hat festgestellt, dass nicht nur genehmigte Wohnungen nicht in Angriff genommen werden, sondern immer mehr Bauaufträge storniert werden. Denn steigende Zinsen und teures Baumaterial vermiesen nicht nur die Lust am Bauen, sondern lassen zudem so manche Kalkulation platzen.

Besonders betroffen davon dürfte der Markt der Eigenheime, also der Bau von Einfamilienhäusern sein. Denn hier ist schon die Zahl der Genehmigungen überproportional rückläufig. So verzeichnen die Statistiker für die Monate Januar bis Oktober einen Rückgang der Genehmigungen von 15,9 Prozent auf 66 925 Einheiten. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Zahlen im Vorjahr wegen des Auslaufens des Baukindergeldes überdurchschnittlich hoch waren, klafft jetzt ein ziemliches Loch in Baubilanz. 2021 konnten Familien die staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie bis Ende März 2021 eine Baugenehmigung für selbst genutztes Wohneigentum vorliegen hatten. Das habe dazu beigetragen, dass im Zeitraum von Januar bis März 2021 fast 7 400 Einfamilienhäuser mehr genehmigt worden waren als in den ersten drei Monaten der Vorjahre 2018 bis 2020.

Bei den Zweifamilienhäusern ging die Zahl genehmigter Wohnungen von Januar bis Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,4 Prozent (‑1 962) auf 24 716 Wohnungen zurück. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen hingen um 2,1 Prozent, also um 3 244 auf 158 768 Wohnungen.


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